Darwins Traum „Die Entstehung des menschlichen Bewusstseins“
von Adolf Heschl
Wiley-VCH Verlag 2009
Heschl versucht in seinem Buch einen Dialog zwischen Schöpfungs- und Evolutionstheorie aufzubauen, indem er die Idee des Glaubens als eine Folge der Evolution beschreibt. Immer wieder betont er die zufälligen und absolut ungewollten Veränderungen, die das Leben in Millionen von Jahren durchlaufen hat, um die Existenz des intelligenten Schöpfers zu widerlegen. Er beschreibt die evolutionäre Entstehung bestimmter Verhaltensweisen und Fähigkeiten und zeigt Parallelen zur Kindesentwicklung auf.
Intelligenz und Fähigkeiten, die bei der menschlichen Spezies zur höchsten Blüte getrieben wurden, sind laut Heschl stark von der jeweiligen Lebensweise der uns evolutionär nahe stehenden Arten abhängig. Nur eine bestimmte Lebensweise befähigt demnach eine Art dazu ein bestimmtes Verhaltensmerkmal auszubilden. Zwar stellt er Theorien als Tatsachen hin, argumentiert aber trotz einiger hinkender Beispiele meist überzeugend. Dabei bezieht sich der Autor besonders darauf, wie aufgrund veränderter Fortbewegung auch ein neues und selbstbewusstes Körpergefühl entstehen konnte.
Der entscheidende Zeitpunkt der Evolution war wohl der, in dem der Mensch von den Bäumen stieg und den Regenwald verließ. Auch Heschl kann hierfür keine eindeutige Erklärung finden, weshalb er sich in diesem Teil des Buches immer wieder in seiner eigenen Argumentation verläuft. Er führt allerdings überzeugende Gründe auf, weshalb der letzte gemeinsame Vorfahr von Mensch und Affe eher einem Gorilla ähnlich gewesen sein muss, als einem Schimpanse, wie aufgrund engerer genetischer Verwandtschaft meist angenommen wird.
Die veränderte Lebensweise der Hominiden habe zur Ausbildung eines besonderen Soziallebens geführt, in dem die Evolution die Entwicklung besonderer kognitiver Fähigkeiten begünstigt hat. Hierbei springt Heschl zwischen Menschenaffe und Mensch hin und her und führt nur wenige Annahmen über Zwischenformen auf. Der Autor findet jedoch interessante und amüsante Verbindungen zwischen Affen und Menschen und erklärt menschliche Eigenarten mit den Bedingungen, denen die Menschheit im Laufe der Evolution ausgesetzt war.
Ziel des Buches ist es, die Entstehung des für die Menschheit einzigartigen Bewusstseins evolutionär zu erklären. Dabei muss Heschl auf diverse psychologische Theorien zurückgreifen, die sich wissenschaftlich nicht beweisen lassen. Im letzten Kapitel nimmt Heschl die Frage vom Anfang des Buches erneut auf und argumentiert gegen die religiösen Ansichten der Menschentstehung. Er beschreibt sowohl Religion als auch Wissenschaft als Folge der Evolution im Allgemeinen und der Geschichte der Menschheit im Speziellen, wobei die Wissenschaft in unserer Zeit die Religion weitgehend abgelöst hat.
Alles in Allem ist „Darwins Traum“ ein interessantes Buch für Wissenschaftler, Religionskritiker, Hobbypsychologen und die, die es werden wollen. Wenn auch stellenweise sehr langatmig geschrieben, regt es immer wieder zum Schmunzeln an – sofern man in der Lage ist, über sich selbst zu lachen. Für den allgemeinen wissenschaftlich interessierten Normalbürger wäre das Buch zwar keine Empfehlung, aber für aufstrebende Anthropologen eine gute Zusatzliteratur.
–Friederike Schlumm