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Massenspektrometrie – Eine Einführung (Budzikiewicz, Schäfer)

Autoren: Herbert Budzikiewicz, Mathias Schäfer

erschienen: 6. vollständig überarbeitete Auflage 2012

Verlag: Wiley-VCH

Im Vorwort zur sechsten, vollständig aktualisierten und überarbeiteten Auflage stellt das Buch den Anspruch, zuvorderst Studierenden der Chemie einen Einstieg in die Thematik „Massenspektrometrie“ zu ermöglichen. Die Autoren wollten dabei besonders den technischen Neuentwicklungen der letzten Jahre Beachtung schenken. Komplizierte Methoden würden auf den Vorbau einfacher Theorien gestützt. Es soll eine umfassende Einführung in Apparaturen und Verfahren geben, damit erzeugte Daten nachvollzogen werden können.

Diesen im Vorwort erzeugten Erwartungen wird das Buch in Teilen gerecht.

Leider ist das Buch nicht sonderlich für Biowissenschaftler geeignet, weil selbst die Erläuterungen der Grundlagen am Anfang des Buches nur mit solidem Grundverständnis von anorganischer Chemie begriffen werden können. Vor allem die ersten Abschnitte z. B. zur Terminologie sind sehr kondensiert. Man wird fast erschlagen von den Fakten, die auf den ersten Seiten gebündelt auf den Leser einhämmern. Etwas verwirrend sind zudem die zahlreichen Abkürzungen, die ständig zur Erklärung eingestreut werden. Hier hätte etwas weniger Akkuratesse seitens der Autoren den Lesefluss sichtlich erleichtert. Zuvor wird gesondert auf das Problem der Nomenklatur aufmerksam gemacht, die auf dem Gebiet der Massenspektrometrie uneinheitlich und deshalb verwirrend sei. Der Versuch, alle Namensvariationen in Deutsch und Englisch abzudecken scheitert allerdings an Übermaß und Inkonsistenz auch in diesem Buch. Zahlreiche Querverweise auf andere Kapitel zerstückeln den Fließtext unnötigerweise zusätzlich. Die Sprache im Buch ist sonst technisch präzise, kühl und schnörkellos ohne ausschmückende Details, was Vor- und Nachteile gleichermaßen besitzt, jedoch nicht als unangenehm wahrgenommen wird.

Die Massenspektrometrie generell umfasst Methoden zur Strukturaufklärung von Naturstoffen. Damit ist schon definitionsgemäß eine große Bandbreite an Substanzklassen gegeben. Dem Buch gelingt es zufriedenstellend, dieses Spektrum auch abzudecken; einzig Verweise auf relevante Beispiele und Anwendungen in der Praxis wären darüber hinaus noch wünschenswert. Zwar werden einige gute Übersichtsarbeiten in dem Buch zitiert, dabei fehlt es jedoch an ausreichender Interdisziplinarität, weil ein Großteil der 86 gegebenen Artikel aus einem engen Fächer wissenschaftlicher Journale entstammt.

Die schwarz-weißen Abbildungen des Buches sind sehr übersichtlich und deshalb leicht verständlich, wobei etwas ausführlichere Legenden bisweilen angebracht wären. Beschriftungen sind generell nicht einheitlich und einige Massenspektren weisen erschreckend schlechte Druckqualität auf. Nichtsdestominder werden gerade die Prinzipien der technischen Geräte ansehnlich in Schaubildern dargestellt, wodurch der Leser wie beabsichtigt eine Vorstellung von Grundprinzipien der Methoden erhält. Im Allgemeinen werden die Grundlagen der Massenspektrometrie hervorragend systematisiert und strukturiert vorgestellt. Um die Übersichtlichkeit der einzelnen Gliederungspunkte zu erleichtern, wäre ein Flussdiagramm oder eine anders geartete graphische Übersicht zu Beginn nützlich. Aber es gibt am Ende eines jeden Kapitels Aufgaben unterschiedlicher Güte, die im Anhang erläutert werden und somit die weiterführende Einarbeitung in die jeweiligen Themen ermöglichen.

Auf die für die Biowissenschaften relevanten Untersuchungen von Proteinen gehen die Autoren in diesem Einführungswerk nur äußerst knapp auf einer Seite ein. Entsprechend unvollständig ist das Bild, das über die Massenspektrometrie gerade im Bereich der Proteomics-Forschung gezeichnet wird. Das ist auch der Grund, weshalb dieses Buch, trotz der didaktisch vorzeigbaren Erläuterungen theoretischer Hintergründe und technischer Details nicht für Studierende der Biowissenschaften geeignet ist: zu sehr ist die Perspektive auf die Forschungslandschaft der chemischen Analyse beschränkt.

–Lorenz Adlung